Diskussion:Moritz Gottlieb Saphir

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Zugeschrieben: aus der "Apotheker-Zeitung", 1918[Bearbeiten]

Ich denke die "Quelle" ausfindig gemacht zu haben. Für die Rubrik "Zeitgemäße Betrachtungen in Poesie und Prosa" schrieben um 1920 in der "Apotheker-Zeitung" das Autorenduo "Oskar Bierzipfel" ("Begründer") und "O'Hertzke" ("Mitarbeiter") - beides erfundene Namen. Herzhafte Parodien, Possen, Gedichte, Erzählungen etc., in denen vor allem "der Zipfel" immer wieder als Angehöriger der "Landsmannschaft Hunnia" seinen Durst löscht. Nun ist das aber nicht etwa die Berliner "Apotheker-Zeitung" gewesen, sondern die deutschsprachige "Apotheker-Zeitung" aus New York! Redigiert wurde sie von Dr. Hugo Kantrowitz, vierzig Jahre lang! Hier die Ausgabe von 1918 mit besagtem Gedicht: [1] (fehlt: und hinter ihm die Türe zugeklunken). Fürwahr kein "Liebesleid" von Saphir! Zipfel u. Hertzke, ein Komikerpaar! Zudem kenne ich viele Beiträge Saphirs aus seiner Münchner Zeit, verteilt auf mehrere Zeitschriften, nichts dergleichen zu finden. --Imbarock (Diskussion) 17:21, 20. Jul. 2014 (CEST)[Beantworten]

Schon übernommen, ohne Diskussion - Danke! Möchte an dieser Stelle noch hinzufügen (Otto Spengler: Das deutsche Element der Stadt New York. Biographisches Jahrbuch der Deutsch-Amerikaner New Yorks und Umgebung, New York 1913, S. 151), dass Hugo Kantrowitz 1854 in Breslau geboren wurde, Sohn von Simon und Therese Kantrowitz. In dem Zusammenhang ist interessant, dass 1978 der im Artikel verlinkte "Der Sprachdienst" bei "gewunken" von einer "speziell österreichischen Sprachform" schrieb, was ja wohl auch so sein wird. Aber "gehunken" und "getrinkt" (getrinken) kommen aus dem Jiddischen. Neben Hugo gab es noch einen Joshua Kantrowitz in N.Y., der war Mitglied im Gesellig-Wissenschaftlichen Verein und bei B'nai B'rith. Ob nun eine ZEIT-Leserin (1999) an Zimmer, oder Anton Karl Mally an Sedlaczek (2009), spannend wär's den Kontext ausfindig zu machen, in dem das Gedicht verkürzt, abgewandelt und dann auch noch Saphir untergejubelt wurde. Man wird sehen, irgendwann. --Imbarock (Diskussion) 23:57, 20. Jul. 2014 (CEST)[Beantworten]
Ich muss noch einen Nachschlag geben, habe zu sehr an der Thematik geknabbert. Zunächst, Hugo Kantrowitz: [2].
Weiterhin, bzgl. "gewinkt oder gewunken" - zigmal wird bei dieser Frage von "Kennern" und Laien auf das vermeintliche Saphir-Zitat verwiesen. Einmal wird gar Arthur Schopenhauer als Urheber bemüht?! Die Ironie kann bei soviel deutscher Sprachbeflissenheit nicht beiseite stehen, denn ausgerechnet New York, dieses Erz-Babel, gab die Schablone für den Urtext ab. Schaut man sich nur in dem Jahrgang von 1918/19 um, dann fragt man sich, warum die Sprachspäße von Zipfel und Hertzke nie separat aufgelegt wurden. Immer wieder spielten sie mit Schriftphonetik und mischten deutschsprachige Dialekte durcheinander. Sie finden ein passendes "Plätzle", "idyllisch" (sagte Hertzke), "amoen" (sagte Zipfel, von locus amoenus), "die ollen Jriechen", sie beschlossen eine "Resoluhschen", Kaiserslautern wird zu "Slautérn", Gummistiefel zu "Robberbuhts", eine Mrs. K. sagt, "die Bell hat gerunge", "so warsch bei uns z'Haus", "ihr Hunnen-Landsmannschaften seid roff", "guckense mal hin", "Boschenschafter" usw. usf. Und wie tatsächlich Saphir einmal bissig zum Besten gab (sinngemäß), er wisse um den kleinen Hep-Hep-Teufel im Busen manch eines Radikalen seiner Zeit, so lallt auf seine sarkastisch-selbstironische Art der fiktive Zipfel unmittelbar vor dem in Frage stehenden Neujahrsgedicht: "Prost Neujahr, häp, häp, häppie und merrie, ich war entbu - bunden, umarme mich Hertzke, da das Ehrenwort - -", usw. usf. Und weil es im Original leicht überlesen wird, es lautet tatsächlich "Zackzick" und nicht in der Grete-und-Hans-Version "Zickzack"! Der echte Saphir hätte sich für diese Glättungsmaßnamen auch "bedankt". Ein Stegreifgedicht aus New York also, das verbiedermeiert und dann auch noch Saphir zugeschanzt wurde - dann noch lieber Schopenhauer. --Imbarock (Diskussion) 00:11, 22. Jul. 2014 (CEST)[Beantworten]
Die Zft. Der Sprachdienst brachte 1967, 1978 und 1987 jeweils die Hans-Grete-Version, wie im Artikel zitiert. 1978 wird bemerkt, dass eine Durchsicht des Saphirschen Werkes keine Bestätigung ergab; 1987 ist im Zusammenhang mit dem Gedicht nur noch von einem uns unbekannten Verfasser die Rede. 1967 aber (Hefte 11-12, S. 157) lautete der Begleittext: Man kann darüber streiten, ob es 'gewunken' oder 'gewinkt' heißt [...] An zwei Damen, die sich nicht einigen konnten, schrieb der Humorist Moritz Gottlieb Saphir. 'Weil gar zu schön...[etc.]'. Diesen schönen Hinweis auf die schwierigen Mittelwortformen verdanke ich den Basler Nachrichten (17. Dezember 1966).
Im Archiv der Basler Zeitung habe ich nachgefragt und warte auf Antwort, es könnte der Dreh- und Angelpunkt sein.
Anfang/Mitte der 1980er-Jahre taucht das Gedicht in Ost-Berlin wieder auf, als es eine Leserin der Berliner Zeitung einsandte, offenbar mit der Bemerkung es sei von Heinrich Heine. Damals begann es fälschlich mit Als einmal gar zu schön der Wein ... In dieser Variante fand es Eingang in mOAning star, eine Ostberliner Untergrundpublikation der 1980er-Jahre, auch hier mit der Angabe Heinrich Heine (wirklich). Daran schloss erst wieder am 17. April 1997 das Neue Deutschland an, wiederum mit Heinrich Heine und dem falschen Versbeginn und erneut mit dem Verweis auf die "Leserin". Zwei Jahre später berichtet der Journalist Dieter E. Zimmer in der ZEIT, dass ihm eine "mitfühlende Leserin" ein Gedicht des vergessenen Satirikers M.G.Saphir zugeschickt habe. Jetzt aber stimmt plötzlich der Auftakt wieder: Weil gar zu schön .... Wiederum eine "Leserin" wird zuletzt 2014 in einem Artikel des Hamburger Abendblatts erwähnt, dessen Autor sie den Ausriss aus einer Berliner Zeitung sandte, den sie jahrelang aufbewahrt hatte.
Ein glattes Plagiat stammt von Hans Joachim Neumann, der in Prof. Winfried Ulrichs (Germanistisches Seminar Kiel) Sprachspiele. Texte und Kommentare. Lese- u. Arbeitsbuch für den Deutschunterricht, 1999 (2.Aufl. 2004) mit dem unkommentierten Gedicht Der Rausch und seine Folgen vertreten ist. Kleine Veränderungen, mehr nicht und der Eindruck wird erweckt, als sei das Gedicht eben von Neumann?! Das Plagiat wurde auch im August 2003 in einem Blog veröffentlicht.
Man mag darüber schmunzeln, warum ich mich wegen eines Zitats so ins Zeug lege. Der Missbrauch von historischen Zitaten - man denke an das fälschlich Hoffman von Fallerlsleben zugeschriebene Der größte Denunziant im ganzen Land ... - kann allen möglichen Interessen dienen. Man muss ja nicht gleich mit den "Sprüchen der Väter", 6.6., aufwarten, aber etwas richtig zu zitieren beugt jeder Vereinnahmung vor. --Imbarock (Diskussion) 01:08, 24. Jul. 2014 (CEST)[Beantworten]

Vielen Dank, Sprachdienst 1967 habe ich gleich im Artikel nachgetragen. Hier findet man übrigens die Überschrift der Apotheker-Zeitung: "Der poetische Erguss". Verse aus einem Brief Saphirs an zwei nicht namhaft gemachte Damen, den nur die Basler Nachrichten 1966 kannten und von dem sonst anscheinend nie die Rede ist: das kann mich zur Zeit noch nicht dazu veranlassen, von "Fälschlich zugeschrieben" zu "zugeschrieben" zurückzukehren. Und damit andere Leser nicht wie ich noch einmal googlen müssen: »Jeder, der eine Aussage im Namen des Verfassers verkündet, trägt bei zur Erlösung der Welt.« (Sprüche der Väter, 6.6). Oder auch http://www.dalank.de/archiv/p_aboth.html#6.--Vsop.de (Diskussion) 15:15, 24. Jul. 2014 (CEST)[Beantworten]

Eine ziemlich freie, moderne Exegese, auch schon gehört : "Alle, die etwas richtig zitieren, bringen der Welt Erlösung". Ich geize manchmal mit Links, sorry.
"Der poetische Erguss" also, ich konnte den Titel nicht ausfindig machen. Dafür habe ich mich noch umgesehen, etwa Internationale Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie - siehe Wikipedia-Artikel. Georg Urdang ([3]), oder Otto Raubenheimer (d.i. genau "der Herr Präsident aus Slautérn in der Pfalz", früher Kaiserslautern, "aber den Kaiser haben wir abgesägt, jawohl wir sind 'radikal'..."). Nimmt man Kantrowitz hinzu, dann wird erst klar, wie eng die Kontakte zu den deutschsprachigen Kollegen wenigstens in den 1920ern waren. Muss man noch erwähnen, wie die Humoreska dieser geselligen und quicklebendigen Deutsch-Amerikaner auf dem Kontinent ankamen? Nein, es gibt überhaupt keinen Grund zurückzukehren. Schon deswegen nicht, weil sich nicht einmal der Hauch einer Spur des Gedichts vor 1918/19 nachweisen lässt. Was folgte ist "stille Post", spätestens seit 1966 mit den Basler Nachrichten einsetzend, zusätzlich abgeänderte Passagen, weitere falsche Zuschreibungen (Heine, Schopenhauer), ein ergänzter Vers (Neumann), sowie Missbrauch, etwa durch eine araberfeindliche Version im rechtspopulistischen Blog von PI. Sowas mag ich nicht verlinken, das klebt eklig. Basler Nachrichten (Archiv) - noch säumig. --Imbarock (Diskussion) 00:59, 27. Jul. 2014 (CEST)[Beantworten]
Damit ([4]) wird einiges deutlicher. Vorträge zur Pharmaziegeschichte (nach seinem Tode erst 1965 von Dr. Alfons Lutz wieder aufgenommen), Häfliger-Stiftung, Museum etc. alles in Basel. Und, klar kannte Häfliger einen Urdang und Raubenheimer. Das Umfeld, das Wissen, die Kontakte waren also gegeben. Und es war allemal besser, von wem auch immer, ein Saphir-Gedicht zu platzieren. Passt ja auch mit den zwei Damen (die bei Saphir häufig vorkommen) und ein Hans und eine Grete sind eben ohne Erklärung beste Platzhalter für Zipfel und Hertzke.--Imbarock (Diskussion) 15:39, 27. Jul. 2014 (CEST)[Beantworten]

Diese verquere Diskussion wäre doch mal was für die "Apotheken-Umschau"! Statt immer nur Gesundheitsratschläge....--Hopman44 (Diskussion) 17:33, 7. Feb. 2015 (CET) Habe mal das h gelöscht. Und über Schopenhauer könnte sich die "Apotheken-Umschau" auch mal mehr auslassen als nur mit seinem (zugeschriebenen?) oder (fälschlich zugeschriebenen) Spruch: "Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts!" (Ende des Zitats)--Hopman44 (Diskussion) 17:33, 7. Feb. 2015 (CET)[Beantworten]